In den 20 Jahren, die ich nicht in Polen gewesen bin, ist das übliche „Cześć“ – soviel wie „Hallo!“, „Hi!“ oder am ehesten das italienische „Ciao!“ – durch „Siema“ ersetzt worden. Keiner hat das mit mir abgesprochen, niemand mich um Erlaubnis gebeten! Und jetzt muss ich damit leben.
Nun bedeutet „Cześć“ eigentlich „Ehrerbietung“ oder „Verehrung“, also eine ziemlich würdevoll, wie für eine lockere Begrüßung. Aber wie bei allen Worten, denken die meisten Menschen eh nicht darüber nach, was sie eigentlich bedeuten (es denkt ja auch kaum einer bewusst darüber nach, was „Bürgersteig“ bedeutet, sondern man assoziiert einfach einen gepflasterten Gehweg) und so ist „Cześć“ einfach nur „Cześć“. Und jetzt grüßt mich den Nachbar von Gegenüber immer mit „Siema!“. Nun, ich habe nicht nachgefragt, aber für mich ist ziemlich eindeutig, dass „Siema“ die Abkürzung für „się masz“ ist, was wiederum ein Teil des Satzes „Jak się masz?“ ist, also „Wie geht es Dir?“. Dumm nur, dass das keine Begrüßung, sondern eine Frage ist, was mich Kraft meiner autistischen Tendenzen auf die Palme bringt, weil ich immer die Tendenz dazu habe, zu antworten. Andererseits, fiel mir ein, dass in Deutschland „Na wie geht’s?“ oder einfach nur „Na?“ auch zur üblichen Begrüßung geworden ist und ich sie sogar selbst verwende. Also alles eine Frage der Gewöhnung. Übrigens gibt es viele solcher komischen Abkürzungen wie „Na?“ z.B.: „Morgen!“. Das klingt, für sich alleine betrachtet eigentlich ziemlich bescheuert, denn man könnte sich dann ja auch mit „Heute!“ begrüßen. Vielleicht mache ich das ja auch, beim nächsten mal und schmettere ein fröhliches „Gestern!“ zurück, wenn mich einer mit „Morgen“ begrüßt.
Man kann es aber auch in die entgegen gesetzte Richtung treiben und statt die Sprachverkürzung zu bekämpfen, sie vorantreiben. Das Frühstyxradio von FFN hat mal so einen Sketch über die „Dtsch Krzspr“ gebracht. Da sollte der deutschen Wirtschaft zusätzliche Effizienz dank Kommunikationsverkürzung zuteil werden. Folglich hieß es nur noch „M-gen!“ oder „Wgehts?“.
In diesem Sinne: „Schwochenend!“.
Mittwoch, 18. März 2009
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