Mittwoch, 29. April 2009

Majdanek

Heute war ich in Majdanek. Ich habe keine Fotos gemacht. Ich wollte nicht rumknipsen an diesem Ort. Außerdem könnte ohnehin kein Bild wiedergeben, was dort ist, noch was dort war.

Ich durfte mich einer Schülerklasse anschließen, so wie ich es vor Wochen mit einer der Mitarbeiterinnen des Museums abgesprochen habe.
Die Mädels kicherten, die Jungs waren am aufschneiden. Die Lehrerin war machtlos; wenn sie zu ihnen sprach, dann antworten diese noch nicht einmal.
Die Führerin blieb hingegen ruhig. Sie wusste was passieren würde.

Wir kamen an den Selektionsplatz. Die Führerin erzählte uns von der Selektion. Kinder in die Gaskammer, Alte in die Gaskammer. Alle anderen, nach 2 Sekunden als fit oder todeswert eingestuft.
"Alt" war über 40, "Kind" war unter 14. Nach Augenmaß.
Das machte die Schüler mundtot. Ihr Alter...


Majdanek. Himmlers zweitgrößtes Vernichtungslager. Nach den Berichten derer, die in mehreren Lagern waren, z.B. auch in Auschwitz, war Majdanek das schlimmste Lager. Wusste ich alles nicht. Vom Leiter der Krematorien-Öfen, der im Zivilleben Bäcker war, auch nicht.
Oder das Mütter mit den Kleinkindern auf dem Arm in die Gaskammern gingen. Oder dass die "blutige Brigitte" immer schlug, bis Blut floß. Oder dass die Asche der Verbrannten zum Düngen benutzt wurde. Oder dass hier an einem Tag 18.000 Juden erschossen wurden.
18.000...



Der 158er Bus fuhr mich zur Uni. Zivilprozessrecht...

Montag, 27. April 2009

Umzug?

Also nochmal zur Insellage. So weit ist es nach Felin:

Und so weit ist es in Richtung Stadt:
Also jetzt schon ein wenig abgelegen. Aber abgelegen von was? Was verpasse ich eigentlich? Nun ja, 10 Minuten Fußweg zur Uni ist z.B. schon mal ein Vorteil. Näher an der Innenstadt ein weiterer. Aber vor allem steppt nun mal dort der Studentenlebens-Bär!

Ich mein', die haben da Beachvolleyball-Felder!

Übrigens, im Mai sind hier die Topless-Meisterschaften der Frauen, will jemand zu Besuch kommen?

Sonntag, 26. April 2009

Nachtrag

Ich habe etwas vergessen. Mein Fehler!

Ich habe vergessen zu schreiben, dass es sich hier in Amarschderwelthausen eigentlich ganz gut leben lässt! Warum? Nun, die beiden Studentenwohnheime sind zwar mitten im Nirgendwo, es gibt also keine Läden in der Nähe, aber alles was man an Grundbedürfnissen hat ist IN den Häusern untergebracht.

Also, vor allen Dingen sind hier im Erdgeschoss zwei Läden! Der eine deckt mit Nahrungsmitteln von Brot, Butter und verschiedenen Käsesorten über Reis, Kartoffeln und Nudeln bis hin zu frischen Eiern und Jogurt so ziemlich die ganze Palette der Grundnahrungsmittel ab.
Der andere Laden bietet das Nötige aus dem Bereich des alltäglichen, kleineren Haushaltsbedarfs an, also vor allem Klopapier, Taschentücher, Stifte, Blöcke, etc, aber auch die Möglichkeit zu kopieren und auch Glühbirnen für 1,40 PLN (was mich angesichts des kleinen Preises (ca. 0,35 EUR) stark daran zweifeln lässt, dass sich Energiesparbirnen hier schnell durchsetzen werden).
Nun gut, das Essen hier ist offensichtlich für den armen Studentengeldbeutel ausgelegt, weswegen ich zum entfernteren Auchan oder Lidl fahren muss, wenn ich etwas exquisitere kulinarische Bedürfnisse befriedigen möchte (z.B. ungeschnittenes Brot, Hering in Roter Beete oder Frischkäse der auch schmeckt), aber abgesehen von Kleidung, könnte man hier alle Einkäufe erledigen ohne das Haus zu verlassen.

Doch das Haus hat auch noch weitere Vorteile. Z.B.:
- Den Müll schmeißt man einfach in den Abfallschacht (der Müll macht sich also von selbst)
- Die Küche macht jede Woche eine Putzkolonne sauber, inklusive des versifften Herdes und der Spülbecken (die Küche macht sich also auch von selbst)
- Die Grünflächen macht ein Gärtner (macht sich ebenfalls von selbst)
Tja, das sind schon mal ne Menge Vorteile und geradezu Luxus im Vergleich z.B. zum Verdingungshaus. ;-)

Ferner sind da noch der Fußballplatz (samt Toren), der Basketballplatz und das Volleyballnetz, allesamt direkt neben dem Haus. Und natürlich noch der Kraftraum, den ich mir sehr lobe, weil er es mir erlaubt, meine in Braunschweig angenommene Gewohnheit einmal in der Woche zu trainieren, fortzusetzen.


Alles in allem, ist man hier weitestgehend mit allem Nötigen ausgestattet. In der Folge ergibt sich folgende Situation: Auf 20 Minuten Busfahrt hat keiner Lust, ferner haben hier viele keine Monatskarte, sondern benutzen Einzelfahrscheine und ein eigenes Auto hat natürlich kaum einer. Die Bewohner betrauern daher zwar, dass sie von den üblichen studentischen Freizeitangeboten wie Kino, Bars und Innenstadt abgeschnitten sind, doch andererseits lassen sie es sich hier gut gehen.

Wie ich es schon geschrieben habe: seit die Sonne raus ist, tummeln sich Mittags jeden Tag viele auf den drei oben genannten Plätzen oder legen sich in die Sonne und zwei Abende lang, erfreuten sich Leute bis in die Nacht an Lagerfeuern der angenehmen Temperaturen.

Und in diesem Licht, sieht das Haus trotz aller Abgelegenheit doch gleich viel sympathischer aus, oder?

Samstag, 25. April 2009

Anders

So manches an Stadtbild und Architektur ist in Lublin anders als in Braunschweig. Zum einen sind das landestypische Elemente die in Polen genrell anders sind als in Deutschland. Dazu gehört z.B., dass in Polen aus öffentlichen Grünflächen relativ häufig Blumen gepflanzt werden, auch wenn das gegebenfalls regelmäßiges Nachpflanzen erfordert.

Das finde ich sehr schön weil es hier dem entsprechend in den Parks und auf sonstigen Grünflächen häufig bunt ist, während in Deutschland das Grün proletenresistenter Büsche und Grases dominiert.
















Andere Element hingegen sind lublintypisch oder sogar spezifisch und daher für mich auch von Warschu her ungewohnt. Was z.B. in Warschau schon fast ganz aus dem Stadtbild verschwunden ist, sind die schiefen und kaputten Gehwege aus großen, gerne auch schon gebrochenen Platten, die für die von mir bereits beschriebenen Schmutzfontänen verantwortlich waren. (Das Schmelzwasser ist übrigens im sonnigen Wetter schnell verdunstet, so dass nur noch wackelige Steine an die kurze Spritzwasserepisode erinnern.)
Dieser Zustand ist für mich übrigens kein Rätsel: Es kostet eine Menge Geld stadtweit Gehwege mit diesen schönen neuen Steinen zu bepflastern, die sich so praktisch in einander verkannten und Lublin ist leider eine relativ arme Stadt, die hier im süd-östlichen Eck Polens vom Wirtschaftsaufschwung seit dem Ende des Kommunismus relativ abgekoppelt ist. Was für mich aber ein Rätsel ist, ist ein echtes lubliner Spezifikum, das ich so noch nie gesehen habe: oberirdische Abflusskanäle! Es gibt sie hier überall; als kleine Ableitung von der Regenrinne,


als großen Kanal

(dieser ist ca, 0,5 m breit und über 50 m lang )


und es gibt sie sogar in auf Lublins elegantester, neu gepflasterter Flaniermeile.


Da frage ich mich, woher das kommt. Nun gut, es spricht einiges für diese Lösung, so sind solche Kanäle bestimmt einfacher zu bauen als Rohre und sie können viel einfacher gereinigt werden. Nur eines verstehe ich nicht: Wie kann man einen 50 m langen Kanal einfach so enden lassen:

Donnerstag, 23. April 2009

Spaß

Seit einige Tagen scheint die Sonne und es ist Bombenwetter. Dem entsprechend sind die Grasflächen neben dem Haus jetzt jeden Tag gefüllt mit Fußball- und Volleyballspielern oder Leuten die einfach nur in der Sonne sitzen.
Jetzt brauche ich für meine Gesellschaftsstudien eine bessere Ausrüstung:


Also Jungs, schmeißt für ein Teleobjektiv zusammen!

Dienstag, 21. April 2009

E-Bus Teil 2

Ich bin jetzt endlich auch mit einem der nagelneuen Torlejbusse der Marke Solaris gefahren – wie ein Gleitflug auf Adlerschwingen! Also jetzt nicht so atemberaubend, wie so ein Flug wäre, aber so leise. Und ich hatte die Gelegenheit zu bemerken, dass Trolejbusse nicht nur andere Fahrzeuge überholen können (wie ich schon geschrieben habe), sondern auch einen nderen Trolejbuss, Zwar erfordet dies das Aussteigen des Fahrers, aber letztendlich ist dies nichts langwieriges.

Neulich fuhr nämlich ein Trolejbus an der Endstation früher ab, als einer der vor ihm stand. Ein kurzes Ziehen an den Leinen die an den Abnehmern hängen genügte und die Abnehmer konnten zur Seite geschwungen werden. Sie wieder auf die Leitung zu packen erfordert zwar bestimmt Geschick, kann aber so kompliziert sein, da ich dieses Manöver schon mehrfach gesehen habe.

Bei der Gelegenheit möchte ich auch einiges korrigieren:

  1. Es gibt einen eigenen deutschen Begriff für den polnischen „trolejbus“, das ist aber nicht "E-Bus" sondern „Oberleitungsbus“ oder auch „O-Bus“, „Obus“ und schließlich auch „Trolleybus“. Unter diesen Begriffen findet ihr auch einen sehr guten Artikel zu dem Thema bei der deutschen Wikipedia.
  2. Tolleybusse gibt es in Polen spätestens schon seit den 1950ern (und nicht 1970ern, wie ich dachte) und generell sind sie sogar noch älter.

Naja, zumindest meine Vermutungen zur Langlebigkeit und höheren Energieeffizienz waren richtig. Ich wünschte nur, es gäbe mehr von ihnen.

Oder noch besser, die Fahrzeugproduzenten würden das E-Auto nicht mehr zurückhalten…

Mittwoch, 8. April 2009

Grisu hat Recht... wenn auch nicht ganz

Wenn ich in Gedanken versunken, mit unbeabsichtigt verbissener Miene in Deutschland durch Gänge oder über Gehwege schreite, dann bemerke ich häufiger Mal, dass eine Frau schreckhaft inne hält und mir aus der Bahn geht. Das ist mir immer ganz peinlich, weil ich mir dessen in der Regel nicht bewusst bin, dass ich das Gesicht mal wieder zur Faust geballt habe und außerdem gewähre ich Frauen grundsätzlich Vortritt.


Hier ist es ganz anders: Ich bin es, der hier schon mehrere Male im letzten Augenblick einer oder mehreren Frauen aus dem Weg gesprungen bin, um eine Kollision zu vermeiden.

Als ich gemerkt habe, dass mir das häufiger passiert, habe ich mich gefragt, woher das kommt. Und dann wurde es mir klar: für Frauen ist es hier so selbstverständlich, dass der Männer Platz machen, dass sie noch nicht einma darauf Acht geben, OB der Mann auch wirklich den Weg frei macht! Es ist also nicht nur so, dass jeder die Regel der Courtoisie kennt, dass man Frauen den Vortritt lässt, es ist so, dass sich auch wirklich jeder daran hält. Folglich schreiten Frauen hier genauso selbstverständlich ihren Weg entlang ohne ans Auszuweichen zu denken, wie in Deutschland Fußgänger auf den Zebrastreifen gehen, ohne sich großartig umzuschauen, weil ja selbstverständlich ist, dass alle Autofahrer halten (was wiederum hier überhaupt nicht der Fall ist).


Im Endeffekt, weichen Frauen hier noch nicht einmal an Stellen aus, wo zwei Personen kollisionsfrei an einander vorbeigehen könnten, wenn nur beide ein wenig ihren Oberkörper ein wenig zur Seite drehen würden. In Deutschland passiert das ganz natürlich jeden Tag dutzende Male. wie ich feststellen durfte tun das Männer hier auch, wenn zwei an einander vorbei gehen.
Frauen, gehen hier hingegen geradeaus. Kraft zahlenmäßiger Überlegenheit an X-Chromosomen haben sie das gottgebebene Recht auf Vorfahrt und das nutzen sie auch!

Und so springe ich – an Deutschland gewöhnt – immer noch häufig im letzten Augenblick aus dem Weg.

Naja, dank des Wetterumschwungs, lande ich dabei zumindest nicht mehr im Matsch…