Ich fuhr gerade mit dem Bus zu meiner neuen Bleibe, als mich die Geschichte einholte. Plötzlich las ich auf dem Linienplan als Haltestelle "Majdanek"...
"Wie," frug ich mich, "etwa DAS Majdanek?" Ich weiß, wo Auschrwitz liegt und Sobibor, aber ich hatte keine Ahnung wo Majdanek lag. Ich habe es nie im Zusammenhang mit Lublin, gehört. Sollte es daher hier liegen? Das wäre doch mitten in der Stadt, zwischen Uni und meinem Studentenhohnheim! Und hieß nicht «Majdan» auf Ukrainisch so etwas wie Hof?* Dann könnte es im Lubliner Land doch dutzende Majdaneks geben!
Der Umstand, das die benachbarte Haltestelle "Majdanek-Pomnik" hieß, also "Denkmal", sprach dagegen. Aber ich würde es ja gleich sehen...
Gerade noch fuhren wir durch die Stadt: Straßen, Häuser, ganz normal also. Die Vorstellung ein KZ sollte gleich schon in drei, zwei, einer Haltestelle auftauchen schien unwirklich.
Dann riss die Häuserzeile ab und es eröffnete sich ein riesige Feld. Offene Fläche so weit ich aus dem Fenster nach links und rechts schauen konnte.
Alles war schneebedeckt. Vor endlosem weißen Hintergrund, schwarzer Stacheldraht. In der makellos weißen Landschaft, Baracken, Wachtürme, noch mehr Stacheldraht...
Ein Bild, wie aus einem KZ-Film.
Alles schwarz weiß, als ob dieser Ort keine Farben kenne würde.
Es war also hier. Jenes Majdanek. Ich würde, jetzt jeden Tag daran vorbeifahren...
* "Majdan" heißt übrigens nicht "Hof" und kommt auch nicht aus dem Ukrainischen. Es ist ein Wort türkischer Herkunft und bezeichnet einen Platz in einem Dorf, Militärlager oder einer Wehrburg. Ich lag lediglich in so weit richtig, als es hier wirklich eine Menge von Ortschaften und Ortsteilen mit diesem Namen gibt. So fahre ich übrigens auf der gleichen Strecke auch am "Majdan Tatarski" also dem "Tatarenplatz" vorbei, was ein Hinweis darauf ist, dass bei Lublin wahrscheinlich Krontataren angesiedelt wurden; Tataren die der polnischen Republik die Treue schworen und für sie in den Krieg zogen. Einige dieser Tatarensiedlungen gibt es immer noch.
Freitag, 20. Februar 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
soweit meine bescheidenen arabisch-kenntnisse mir erlauben, wage ich anzumerken, dass maidan wohl eher aus dem arabischen denn aus dem türkischen kommt. das ist meines wissens auch etymologisch wahrscheinlicher, da insb. die türken der türkei viel von den sie umgebenden kulturen, also persern, griechen und arabern, in ihre sprache aufgenommen haben.
AntwortenLöschenmaidan heisst jedenfalls tatsächlich platz und ist ein im standard-arabischen und im umgangsarabischen übliches wort.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenNicht unwahrscheinlich. In der Regel nimmt das Volk mit dem geringerem Kulturniveau mehr Wörter auf als umgekehrt. Beim Zusammentreffen der Türken und Araber, waren aber nun mal die letzteren jene mit der längeren Kulturvolkbiographie, da die Türken, ähnlich den Mongolen und mit ihnen verwandt, Westeurasien als nomadisierende Reiterhorden erreichten. Andererseits, waren die Araber beim ersten Auftreffen auf die Perser, ebenfalls größtenteils Nomaden aus der Wüste, so dass auch hier das Persische das Arabische stark bereichert hat.
AntwortenLöschenDie kurz gegriffene Etymologie von Majdan habe ich, mangels anderer Lektüre zur Hand, einfach dem Wiktionary entnommen, und der schürft leider oft nicht tief.
In einem echten etymologischen Wörterbuch fand ich mal ein anderes Wort, bei dem die Herkunftskette ungefähr so aussah: <- türkisch X <- arabisch Y <- persisch Z. Wird also wohl so sein, wie Du sagtst. Allerdings würde ich aus o.g. nachprüfen, ob nicht auch Majdan ins Arabische von wo anders her kam.